Theaterbesuch mit Rollstuhl gescheitert

2023-03-08 16:07:23 By : Mr. Michaeol Song

Wie gut können Menschen mit Behinderung wirklich am sozialen und speziell am kulturellen Leben teilhaben? Vor allem eine Gehbehinderung kann da schnell bei vielen Aktivitäten einen Strich durch die Rechnung machen. Diese Erfahrung musste zumindest Christina Hasenbein nun schon allzu oft machen, wenn sie mit einer Freundin unterwegs ist, die auf den Rollstuhl angewiesen ist.

„Dabei hat es doch auch etwas mit Würde zu tun, wie wir den Menschen allein den Zugang zu Angeboten ermöglichen“, sagt sie. Zuletzt scheiterten die beiden Damen bei einem Theaterbesuch in Greifswald. Durch den kaputten Aufzug gab es für die Rollstuhlfahrerin keine Möglichkeit, den Kaisersaal, in dem das Theater während der Umbauzeit nun unter anderem seine Spielstätte hat, zu erreichen.

Der Fahrstuhl funktionierte nicht, der Lastenaufzug durfte nicht genutzt werden. Mit dem Theaterabend wurde es nichts. Auch ein zweiter Anlauf scheiterte glücklos. „Da rief ich vorher zum Glück an, um mich zu informieren, ob der Fahrstuhl wieder in Betrieb ist“, sagt Christian Hasenbein. War er nicht — auch dieser Termin verstrich. 

Die Spantekowerin fordert ob solcher Erlebnisse generell mehr Rücksicht auf Menschen mit Behinderung. Auch in Neubrandenburg habe sie schon eine unwürdige Odyssee durch das Jahn–Sport–Forum auf der Suche nach einer behindertengerechten Toilette erlebt. Hilflos blieben in solchen Situation die Betroffenen zurück. Das ist beschämend, urteilt Hasenbein. 

Immerhin, mit dem Theaterbesuch in Greifswald dürfte es jetzt klappen. Das Problem mit dem Fahrstuhl sei behoben, der Zugang zum Kaisersaal und Rubenowsaal sollte wieder möglich sein, antwortet Benjamin Glanz vom Theater Vorpommern auf Nordkurier–Nachfrage. Eine Firma hätte am Fahrstuhl in der zurückliegenden Woche gearbeitet.

Er empfiehlt zudem Besuchern mit Handicap, sich vorab an der Kasse ruhig immer telefonisch zu melden. „Die Kollegen dort wissen Bescheid, können sich auf den Besuch einstellen“, sagt er.

Natürlich soll das Theater Vorpommern auch während der Umbauzeit für Menschen mit Behinderung erreichbar sein. „Alles andere wäre sehr schlecht“, sagt Benjamin Glanz. Zudem wolle man mit dem Umbau auch im Theater barriereärmer werden. 

Einen wichtigen Schritt in diese Richtung hat jüngst auch das Theater in Anklam gemeistert. Die Renovierung der Toiletten habe auch die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderung — vor allem von Rollstuhlfahrern — berücksichtigt. Der Saal und die Theater–Kantine seien ohnehin stufenlos erreichbar, sagt Andreas Flick,  Geschäftsführer von der Vorpommerschen Landesbühne, sodass hier dem Theaterabend auch mit Rollstuhl nichts im Weg steht. Ein kleines Haus wie Anklam ohne Fahrstuhl habe es da wohl leichter, so Flick.

Generell sei man auch hier auf dem Weg, barriereärmer zu werden, betont er. „Wir sind aber längst noch nicht da, wo wir hin wollen und haben noch Nachholbedarf“, ergänzt Flick. Er hofft darauf, dass sich bauliche Veränderung in diesem Jahr noch bei den Vineta–Festspielen zeigen. Hier soll der Kassenbereich angepasst werden, um den Zugang barrierefrei zu ermöglichen. Beim geplanten Umbau des Anklamer Theaters soll das Thema ebenfalls bedacht werden, detaillierte Planungen dazu gebe es bislang aber noch nicht.