Job-Schock bei Küschall in Witterswil SO: Die Traditionsfirma will die Produktion manueller Rollstühle nach Frankreich auslagern. Davon betroffen sind bis zu 61 Angestellte. Sie müssen sich nun auf eine Entlassung einstellen.
Die Mitarbeiter der Küschall AG wurden am 11. Januar informiert, wie aus einem BLICK vorliegenden Schreiben der Firmenleitung hervorgeht. Dieses ging auch per Mail an das Amt für Wirtschaft und Arbeit in Solothurn.
Die «geplante Massenentlassung» aufgrund einer Verlagerung der Produktion in die französische Kleinstadt Fondettes, wie es im Schreiben heisst, wird mit einer steigenden Anzahl von Wettbewerbern und hohen Kosten in der Schweiz begründet.
«Küschall war in den letzten neun Jahren nicht in der Lage, nachhaltig ein positives Betriebsergebnis zu erzielen und die Summe der Einkünfte ist negativ.» Durch eine Auslagerung liessen sich die Lohnkosten, vor allem aber auch die Verwaltungskosten «signifikant» reduzieren.
Zur Erinnerung: Gegenwärtig montieren am 2005 bezogenen Firmensitz in Witterswil 81 Mitarbeitende jährlich über 10'000 Rollstühle. Küschall, einst ein Schweizer Vorzeigeunternehmen, ist inzwischen eine Tochter des amerikanischen Medizinaltechnik-Konzerns Invacare, das an der US-Börse kotiert ist.
Der Schweizer Tetraplegiker und Gründer Rainer Küschall (70) hat die Firma Mitte der 90er-Jahre aus gesundheitlichen Gründen verkaufen müssen.
Gemäss BLICK-Informationen hat der Deutsche Ralf Ledda vor rund einem Jahr die Führung bei Küschall übernommen. Seitdem seien rund 20 Expat-Manager eingestellt worden, dafür müssten nun 61 Schweizer Mitarbeiter bluten, heisst es aus Mitarbeiterkreisen. Ledda unterschrieb das Schreiben vom 11. Januar an die Betroffenen.
Laut Küschall soll der Standort in Witterswil nicht gänzlich aufgegeben werden. Neben der Europazentrale soll auch die Entwicklung erhalten bleiben, verkündet Ledda. Er soll sogar zum Center of Excellence für Innovation ausgebaut werden, heisst es.
Laut dem Schreiben sollen erste Kündigungen ab Februar 2018 ausgesprochen werden. Dann sei die rund dreieinhalbwöchige Konsultationsphase zu Ende.
Gegenüber BLICK wollte das Unternehmen keine Stellungnahme abgeben. Der Rollstuhlhersteller bestätigte gestern lediglich, dass ein Konsultationsverfahren läuft.