E-Roller für die Stadt sind beliebt: 2022 wurden 60 Prozent mehr verkauft. Bei grossen Töffs lässt der E-Boom auf sich warten.
Motorenlärm und Benzingeruch dominieren am Moto Festival Bern, der grössten Motorrad- und Rollermesse der Schweiz. Doch auch die E-Mobilität wird hier immer wichtiger.
Grosse Hersteller wie Honda oder Piaggio setzen vermehrt auf Elektroroller und zeigen ihre neuen Modelle. Diese schaffen Reichweiten zwischen 40 und 100 Kilometer pro Batterieladung. Für kurze Strecken und in der Stadt sei Elektro die Zukunft. Das glaubt Markus Lehner, Mediensprecher von MotoSuisse, dem Schweizer Verband der Motorrad- und Roller-Importeure.
Im 2022 wurden in der Schweiz 2'835 Elektro-Roller verkauft. Das sind 61.2 Prozent mehr als im Vorjahr. Elektrifizierte Roller machen 15.7 Prozent des gesamten Rollermarktes aus.
(Quelle: Moto Suisse, Schweizerische Fachstelle für Motorrad und Roller)
Ein Grund dafür sei das Verbrennerverbot, das in urbanen Zentren absehbar ist. Und: «Einen Elektroroller zu fahren, ist extrem einfach, und vor allem für die junge Generation ist der Umstieg auf die neue Technik eine logische Entwicklung.» Elektroroller würden deshalb wahrscheinlich in relativ kurzer Zeit den Markt beherrschen, so Lehner.
E-Roller kosten heute noch rund 20 Prozent mehr als Benziner. An der Messe finden sich solche schon ab rund 3000 Franken – Modelle mit einer Maximalgeschwindigkeit von 45 Kilometern pro Stunde.
Schon ab 2000 Franken sind Elektroroller zu haben, die ohne Kontrollschild und ab 16 Jahren ohne Führerschein (oder ab 14 Jahren mit Mofa-Führerausweis) zugelassen sind.
Für diese Fahrzeuge gilt keine Helmpflicht. Helmtragen wird aber empfohlen. Diese Roller gehören zur Kategorie der Leicht-Motorfahrräder, für die eine Maximalgeschwindigkeit von 20 Kilometer pro Stunde rein elektrisch oder 25 Kilometer pro Stunde mit Tretunterstützung gilt. Das Bundesamt für Strassen bezeichnet diese Roller als elektrische Trend-Fahrzeuge.
Laut Polizeimeldungen sind vermehrt illegal «aufgemotzte» E-Roller auf Schweizer Strassen unterwegs, die vor allem bei jungen «Töffli-Buben» beliebt sind und schneller und damit gefährlicher sind.
Wer es schneller haben möchte, muss tiefer in die Tasche greifen. So hat BMW ein Modell für rund 13'000 Franken auf dem Markt. Der US-Hersteller Zero verkauft eines für 28'000 Franken. Die hohen Preise sind ein Grund, weshalb die Elektromobilität bei Zweirädern noch nicht durchschlägt.
Christoph Ernst, Markenchef von BMW Motorrad Schweiz, sieht auch andere Faktoren, die noch nicht erfüllt seien: «Die Lade-Infrastruktur ist ein wesentliches Thema oder Anreize wie Vergünstigungen bei Versicherungen und Steuern, damit die Kunden wirklich darauf umsteigen.»
Fakt ist: Bei den grossen Motorrädern ist die Nachfrage nach Elektromodellen noch sehr klein. Nicht nur der hohe Preis, sondern auch die zu geringe Reichweite dämpft die E-Euphorie der Töffliebhaber. Die maximale Reichweite liegt bei grossen Motorrädern bei rund 200 Kilometern. «Wenn ich an einem Tag eine 700-Kilometer-Tour fahre, funktioniert das elektrisch nicht. Die Ladezeiten sind zu lange», sagt Messebesucher Mathias Suter.
Für grössere Reichweiten wären grössere Batterien notwendig. Doch hier stosse die Technologie noch an Grenzen, sagt Markus Lehner. Eine mehr als 60 Zentimeter lange Batterie könne man in einem Motorrad nicht unterbringen. «Eine Tesla-Batterie wiegt fast eine Tonne, und eine solche kriegt man in ein Motorrad einfach nicht rein.»
Die Motorrad-Fachwelt hofft deshalb auch auf synthetische Treibstoffe, die CO2-neutral hergestellt werden können und eine bessere Zukunft versprächen als die elektrische, sagt Markus Lehner. Doch an Bio-Treibstoffen wird erst geforscht.
In der Stadt ist die Elektromobilität auf zwei Rädern schon angekommen. Ob sich der Trend auch bei den grossen Motorrädern durchsetzt, hängt also von der technischen Entwicklung ab und auch davon, ob noch mehr Ladestationen erstellt werden.
«Die Elektrifizierung ist zu 100 Prozent auf die Autos ausgerichtet», sagt Markus Lehner. «Ladestationen stehen an den Hauptverkehrsachsen, aber keine auf dem Grimsel, dem Susten und auf kleinen Strassen, auf denen die Motorradfahrer unterwegs sind.»
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