Bayreuther Mobilitätstag : Vom Ferrari bis zum Rollstuhl - Bayreuth - Nordbayerischer Kurier

2023-03-08 16:34:08 By : Ms. li guo

Ein Dreikäsehoch, der sehr kritisch den roten Ferrari unter die Lupe nahm, eine breite Palette an Lastenfahrrädern und faltbare Rollstühle – beim Bayreuther Mobilitätstag, der früher Autofrühling hieß, war für jeden etwas dabei.

„Mama, können da überhaupt noch Kinder rein?“, fragte der Dreikäsehoch mit bangem Blick auf den quietschroten Farrari. Naja, dass es sich bei dem schnittigen Gefährt um alles andere als ein Familienfahrzeug handelt, hatte der Kleine schnell umrissen. Dass es sich bei dem Sportwagen auch keineswegs um ein umweltfreundliches Auto handelt, dürfte ihm eines Tages auch noch klarwerden. Wie wird man in seiner Generation wohl darüber denken, dass beim Mobilitätstag 2022 in Bayreuth stolz ein Fahrzeug mit 570 PS und einem Verbrauch innerorts von 16,9 Litern auf 100 Kilometer präsentiert wurde?

Doch es gab auch Alternativen. Die Palette auf dem Bayreuther Mobilitätstag, der früher Autofrühling hieß, war breit gefächert und reichte vom sportlichen Flitzer bis zum mit ein, zwei Handgriffen zusammenfaltbaren Rollstuhl. So war für jeden etwas dabei. Tatsächlich gab es auch preisgünstigere und umweltschonendere Autos als den Ferrari. Etwa den Rocks-e, der zwei Personen Platz bietet und für eine vierstellige Euro-Summe zu haben ist. Überdies bietet er ein bisschen Stauraum für den Einkauf im Supermarkt. Und: „Man darf ihn mit einem Rollerführerschein fahren“, wie Moderator Maximilian Weiß erklärte.

Wer sich mit einem bescheidenen Auftritt zufrieden gibt, konnte sich auf der Maxstraße auch über den ein oder anderen Elektro-Scooter informieren, mit dem sich in Schrittgeschwindigkeit durch die Fußgängerzone fahren lässt. Auch holländische Rikschas und Lastenfahrräder gab es zu begutachten. Interessant bei Letzteren, dass sich in diesem Segment die Modellpalette in den vergangenen Jahren deutlich erweitert hat. Seit vier Jahren ist Gerald von Seckendorff bei der damals noch Autofrühling heißenden Veranstaltung dabei. „Das hat sich ganz gut entwickelt“, sagt er im Gespräch mit dem Kurier.

Natürlich waren auch die klassischen Autohändler in der Bayreuther Fußgängerzone vertreten. Was denn die potenziellen Kunden am meisten interessiert? „Die Reichweite der E-Autos“, sagt Stefan Schözky von Rhein BMW.

Das Problem für alle Aussteller an diesem Samstag: Es war sehr kalt. So kalt, dass man sich lieber über das Thema Sitzheizung informiert hätte, als kritisch über nicht mehr zeitgemäße Spritverbräuche nachzudenken. Angesichts der niedrigen Temperaturen hatten die Mitarbeiter an den Ständen einen schwierigen Arbeitstag. Der Andrang des Publikums hielt sich in Grenzen. Bei der veranstaltenden Bayreuth Maketing & Tourismus GmbH (BMTG) war man schon damit zufrieden, dass es tagsüber nicht geschneit hat. „Wir sind froh und dankbar, dass alle Aussteller mitgezogen haben“, sagte André Reich von der BMTG am Samstagnachmittag. Zwei Aussteller hatten kurzfristig abgesagt.

In gewohnter Weise abgehärtet zeigten sich die Leute vom inzwischen abgebauten Klimabaumhaus und legten einen völlig anderen Blick auf die Automeile an den Tag. Dort hält man den Namenswechsel der Veranstaltung von Autofrühling zu Mobilitätstag für Augenwischerei. In einer Mitteilung von Marlen Bänfer heißt es: „Der Namenswechsel zu „Mobilitätstag“ und die Teilnahme einiger weniger fahrradbezogener Unternehmen scheint eher ein Versuch der Bayreuth Marketing & Tourismus GmbH zur Aufbesserung des Bayreuther Immages durch sogenanntes „Greenwashing“ zu sein, als ein ernstgemeinter Versuch, die Mobilitätswende in Bayreuth voranzubringen.“ Um den Protest sichtbar zu machen, brachte eine Aktivistin an einem Baum auf der Maxstraße Transparente an. Vom Baumwipfel aus dürfte sich gewiss eine schöne Blickachse ergeben haben, an der entlang man von oben auf den quietschroten Ferrari herabschauen konnte. 

Redakteur Kultur Tel.: 0921 294-167  E-Mail schreiben