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Herausgegeben von Gerald Braunberger, Jürgen Kaube, Carsten Knop, Berthold Kohler
Vier Räder haften besser als Zwei: Bis zu 45 Grad Schräglage sind mit dem Quadro 4 möglich. Bild: Hersteller
Mit vier Rädern in die Schräglage - der Quadro 4 macht es möglich. So einen Scooter gab es noch nie. Kann das agile Quad Autofahrer aus dem Komfort ihrer Wagen locken?
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W er ihn erstmals um eine Kurve fahren sieht, traut seinen Augen nicht: Der Quadro 4, einem großen Motorroller nicht unähnlich, legt sich samt Fahrer hinein, stemmt sich mit vier Rädern in Schräglage gegen die Fliehkräfte. Ein vierrädriger Roller - seit wann gibt’s denn das? Seit wenigen Tagen ist er erhältlich, auch wenn der von einem Schweizer Unternehmen konzipierte Quadro 4 genaugenommen gar kein Roller ist.
An dreirädrige Fahrzeuge, anfangs belächelt, hat sich die Öffentlichkeit mittlerweile gewöhnt: 2006 wurde der damals revolutionäre Piaggio MP3 vorgestellt. Der Durchbruch auf dem Markt gelang erst 2009, als die vordere Spur von 420 auf 460 Millimeter verbreitert wurde; seither gilt er als Zweispurfahrzeug, so dass der Autoführerschein genügt, sofern er vor dem 19. Januar 2013 ausgestellt wurde. Mit zwei Rädern vorne und einem Rad hinten gehen MP3, Peugeot Metropolis 400 (seit 2013) und auch der kleine Yamaha Tricity 125 (seit 2014) bei Bedarf kräftig in Schräglage. Dank der zwei Räder an der Front sind sie deutlich fahrstabiler als herkömmliche Motorroller. Insbesondere im Großraum Paris ist der MP3 (derzeit als 300er und 500er mit bis zu 30 kW/40 PS zu haben) ein großer Erfolg. Insgesamt wurden schon rund 150 000 Stück produziert. Seit 2012 ist auch die Quadro Vehicles S.A. mit dem dreirädrigen 350D und seit 2014 mit dem stärkeren Modell 350S am Markt vertreten, das jetzt in Quadro 3 umbenannt wurde.
Hinter Quadro mit Sitz in der Schweiz steht das in Italien ansässige Unternehmen Marabese Design, das sich in der Kraftfahrzeugentwicklung schon Meriten erworben hat. Unter anderem konzipierte man die Neigetechnik-Vorderradführungen für Mitbewerber. Im Zuge dessen ersann Marabese seinerzeit eine weitere Zweispur-Neigetechnik, die dem Quadro 4 bis zu 45 Grad Schräglage ermöglicht. Bei dieser hydropneumatischen Radführung (Hydraulic Tilting System, HTS) mit 550 Millimeter Spurweite vorn wird zugunsten einer nochmals höheren Stabilität etwas Agilität geopfert. Die Radführung hat den Vorteil, dass beide Räder dieselben Seitenführungskräfte übertragen können. Daher ist sie ideal geeignet, aus einem Dreirad- einen Vierrad-Roller zu machen.
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Anzunehmen ist, dass Marabese diesen Einsatzzweck von Anfang an vor Augen hatte, dass das Quadro-Dreirad nur eine Art Platzhalter war. Warum auch hätte man die Marke „Quadro“ (Vierkant) nennen sollen, wenn lediglich ein Dreirad-Roller geplant gewesen wäre? Für den Quadro 4 mussten allerdings ein Riemenantrieb für jedes Hinterrad und ein Differential für die Hinterachse entwickelt werden. Um die Zulassungskriterien als L5e-Fahrzeug (Pkw-Führerschein) zu erfüllen, liegt die hintere Spurweite mit 450 Millimeter unter der kritischen Marke.
Zielgruppe des Vierrädrigen sind vermutlich nicht in erster Linie Motorrad- und Rollerfahrer, sondern Autofahrer - vor allem solche, die eine Scheu vor der latenten Instabilität herkömmlicher (zweirädriger) Motorroller haben. Und wer - auch als Zweiradfahrer - die Tücken so mancher Straßenoberfläche kennt, freut sich über das Plus an Stabilität: Kopfsteinpflaster, Straßenbahnschienen, Bitumenflecke, bei Nässe eine glitschige Angelegenheit, verlieren ihren Schrecken.
29 PS (21 kW) mobilisiert der 346 Kubikzentimeter große Einzylinder-Viertaktmotor, der mit einer stufenlosen Variomatik gekoppelt ist; Schalten ist deshalb überflüssig. Das Triebwerk läuft angenehm leise und vibrationsarm, verbraucht auf 100 Kilometer gut vier Liter Benzin. Bis etwa 100 km/h beschleunigt der Einzylindermotor in Auto-Manier, die Spitze liegt bei 130 km/h. Kräftigere oder 30 bis 50 Kilo leichtere Roller können das besser als der fast 280 Kilogramm wiegende Quadro 4. Dafür ist er herkömmlichen Motorrollern beim Bremsen überlegen: Jedes Rad ist mit einer Scheibenbremse bestückt, die Blockiergefahr ersten Fahreindrücken zufolge äußerst gering, obwohl das Fahrzeug ohne ABS daherkommt. Für das Bremsen auf Nässe wäre ABS dennoch ein Pluspunkt.
Das Einlenken in Kurven erfordert - wiederum gemessen an Einspur-Rollern - verhältnismäßig viel Kraftaufwand; wer schon einmal mit einem Quadro-Dreiradroller gefahren ist, der vorne ebenfalls das HTS-System aufweist, kennt das schon. Als positiv empfunden wird die Kehrseite dieser Behäbigkeit: Die Ruhe und Gelassenheit des 10 800 Euro kostenden Quadro 4 in Kurven wie auf geraden Streckenabschnitt ist schlicht überzeugend. Weil dieses System auch im Stand sehr stabil ist, braucht der Fahrer an der roten Ampel seine Füße nicht auf den Boden zu stellen. So verbindet der Vierrädrige aus der Schweiz Fahrspaß und Fahrsicherheit auf bemerkenswerte Weise.
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Erste Probefahrt mit dem Quadro 4
Ein Roller mit vier Rädern
Mit vier Rädern in die Schräglage - der Quadro 4 macht es möglich. So einen Scooter gab es noch nie. Kann das agile Quad Autofahrer aus dem Komfort ihrer Wagen locken?
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