Plattlinger können im Bürgersaal Einfälle einbringen
Bringen eigene Vorschläge zur Ideenwerkstatt mit: (v.l.) Kulturamtsleiterin Kathrin Tost, Bürgermeister Hans Schmalhofer und Bauverwaltungsleiter Eugen Grimm. −Foto: Bauer
Dem Wohnzimmer fehlt der Pep – zu viel Leerstand, zu wenig Komfort. Um hygge zu bleiben, braucht es eine Modernisierung. „Das Stadtzentrum muss integrativer werden“, sagt Bürgermeister Hans Schmalhofer. „Im Wohnzimmer der Stadt soll jeder Plattlinger sich wohlfühlen“, ob Radler, Rollstuhlfahrer oder Rollatornutzer. Weil Integration auch Bürgerbeteiligung heißt, lädt Schmalhofer am Freitag, 10. März, zur Ideenwerkstatt in den Bürgersaal. Motto: „Mei Plattling. Informieren, mitgestalten“. Ab 17 Uhr stellt ein Fachbüro die städtischen Pläne vor, anschließend haben die Bürger in einer „Workshop-Umgebung“ die Möglichkeit, eigene Einfälle vorzubringen. Geplantes Ende ist 20 Uhr. Unterstützt wird die Ideenwerkstatt durch die Städtebauförderung der Regierung von Niederbayern. Heiß ersehnt, oft verzögert. Eigentlich habe Schmalhofer gehofft, die Stadtplatzsanierung rascher angehen zu können. Doch lange hieß es: Warten statt starten. „Ohne belastbare Zahlen hätten Konzepte keinen Sinn gemacht“, so der Bürgermeister. Die Auswertung der Ortsumgehung sei für ihn das Signal zum „Go“ gewesen, die Bestätigung, dass sich das Verkehrsaufkommen tatsächlich verringert hat. In der Deggendorfer Straße um die Hälfte, in der Passauer Straße um 35 Prozent. Jetzt steht der Ideenwerkstatt nichts mehr im Weg. Vom Bürgermeister erhält das Format Vorschusslorbeeren. „Die Werkstatt hilft, Missverständnisse zu klären und neue Ansätze zu finden“, sagt Schmalhofer. Es gehe darum, die Innenstadt zu stärken, „als Einkaufs-, Aufenthalts- und Begegnungsort“.
Doch welcher Anstrich täte dem Wohnzimmer gut? Mehr Grün, weniger Grau – oder doch lieber zusätzliche Parkplatzmarkierungen? „Die Gestaltung der Grünflächen wird sicher angesprochen“, meint Schmalhofer. Seine Maßgabe: Erhalten, gestalten, nachpflanzen. Klimaaspekte dürften heutzutage beim Städtebau nicht ignoriert werden. Der Entwurf, den das Architekturbüro Mitte März vorstellt, kombiniert die Maximen der Politik mit ersten Bürgervorschlägen. „Wir haben online ja schon abgefragt, was sich die Leute so vorstellen“, sagt Schmalhofer. Ihm sei wichtig, die Verkehrsmittel miteinander zu versöhnen. „Autos und Räder darf man nicht als Widersprüche denken. Und Fußgänger müssen sich auch wohlfühlen.“ Vor 40 Jahren noch undenkbar, bei der Stadtplatzsanierung anno 1983 galt noch das Vierrad-Primat: Vorfahrt für Fendt, Ford und Fiat. Barrierefreiheit? Damals klar auf dem ersten Wortelement betont. Der Stadtplatz sollte die Dynamik der Isar widerspiegeln, Gefälle zwischen drei und vier Prozent waren als Wellensymbol durchaus erwünscht. „Diese Barriere muss weg. Ein Prozent Gefälle ist Maximum“, findet Schmalhofer. Außerdem solle das Blindenleitsystem erneuert werden, das Pflaster geebnet. Die Zeit der E-Mobilität fordere ebenfalls Anpassungen. Leistungsstarke Leitungen, Ladesäulen. „Akkus laden beim Parken, das ist auch in Plattling die Zukunft.“ Parkplätze könnten dadurch breiter werden, überdies würden Limousinen und SUVs viel Platz verschlingen. Neue Realitäten, auf die gestalterisch reagiert werden muss. „Meine Idee: Parkplätze schräg statt senkrecht stellen. So bleibt die Anzahl der Parkmöglichkeiten auf dem Stadtplatz selbst bei weniger Raum stabil“, erklärt Schmalhofer. Alternativen ließen sich in den Quartieren hinter den Häusern schaffen. Hinten Mitarbeiter-, vorne Kundenparkplätze.
Das Tempo drosseln will der Bürgermeister auf der Bundesstraße 8, „indem man sie aufs Minimum verschmälert“. Dies schaffe Platz und steigere die Flanierqualität in Plattling. Denselben Zweck hat die geplante enge Verquickung von Preysing- und Ludwigplatz. Die Losung: kürzere Wege durch kürzere Ampelphasen. Der Gesprächsstoff geht der Ideenwerkstatt nicht aus. Zu den städtischen Vorschlägen kommen weitere Diskussionsansätze wie das Wohnen in der Innenstadt, die Verhinderung von Leerständen, die Steigerung der Besucherfrequenz oder die Kaufkraftbindung. Externe Moderatoren ordnen Ideen, begleiten, tragen Ergebnisse zusammen. Diese bilden dann die Grundlage für den städtebaulichen Wettbewerb. „Wir entwickeln unsere Vorschläge weiter und geben sie den Architekten an die Hand“, erklärt der Bürgermeister. 15 Büros wetteifern um die beste Planung – eine Jury aus Fachleuten und Stadträten bestimmt den Sieger. Dabei kann das favorisierte Konzept auch eine Kombination zwischen zwei Plänen sein. Von A das Grün, von B das Grau – „Hauptsache passgenau“, sagt Bürgermeister Schmalhofer. Für die Isarstadt nur das Beste. Mit der Ideenwerkstatt wird der nächste Strich auf dem Sanierungszeitstrahl erreicht. Die weiteren Marken: Abschluss der Planungsphase bis Jahresende, Baubeginn 2024. Danach bleibt die Achse vorerst unbeschriftet, das Ende offen. „Länger als zwei Jahre werden wir schon nicht brauchen“, hofft Schmalhofer. Wer hat schon gerne eine Baustelle im Wohnzimmer?
Ideenwerkstatt „Mei Plattling. Informieren, mitgestalten“: Freitag, 10. März, 17 bis 20 Uhr im neuen Bürgersaal im Nordpark, Werkstraße 17-19.
Einsatz an vier Enden: Der Bereich innerhalb der roten Markierung wird umgestaltet. −Foto: Stadt